SYDNEY, Australien. Das Wiederauftauchen in einer gewohnten, geregelten Welt (die Stadt ist ein Amalgam aus britischem und US-amerikanischem Stil). Alle Bequemlichkeiten sind wieder vorhanden. Dafuer ist aber auch die Intensitaet des Lebens wieder etwas verblasst. Genau das Ideale um zu entspannen. Es gab auch einen kleinen inversen Kulturschock, als wir wieder in unsere bekannte "Realitaet" eintauchten. Vor allem dem Umgang der Menschen unter- und miteinander fehlt eine bescheidene und verspielte Komponente. Obwohl zu sagen ist, dass die Australier ungemein freundlich, zuvorkommend und allgemein sehr zufrieden scheinen.
NEUSEELAND, die Suedinsel. Im wahrsten Sinne der Aussenposten der westlichen Zivilisation.
(Leider ging die Besiedlung der Insel durch die Europaeer Hand in Hand mit dem Untergang der einheimischen Maori-Bevoelkerung [Nachkommen der polynesischen Ursiedler] und kennzeichnet das charakteristische Unvermoegen der "Zivilisierten" in Koexistenz mit "primitiven" Kulturen zu leben [Australien, Nordamerika,...]. Meist resultierend aus dem steten Bedarf an Land der Neusiedler. Heute sind noch 15% der Bevoelkerung Neuseelands Maori.)
Wie in Australien scheinen die Menschen hier auch ueberaus gluecklich und zufrieden zu sein. Eigentlich kein Wunder, angesichts der natuerlichen Schoenheit der Insel. Die ueberall wechselnde Vegetation und Geographie bieten eine Vielzahl von Eindruecken. Von verschneiten, hochalpinen Berggipfeln ueber Regenwaelder mit wundersamen Riesenfarnen, Fjorden und Gletschern ist die Auswahl schier unerschoepflich. Die einzige Konstante in dieser Vielfalt sind unzaehlige, kleine weisse Tupfer im ewigen Gruen: Schafe. Angeblich gibt es mehr als 10x so viele Schafe wie Menschen in Neuseeland.
Das Ozonloch - schon lange kein Thema mehr in unseren Medien (es wird ja angeblich nicht groesser) - praegt hier das Leben der Menschen. Ein Sonnenhutobligatorium fuer Schulkinder und Sonnenschutzfaktor 35 bis 50 der Sonnencremen sind nur einige Beispiele. Tragisch, dass die neuste Klimakonferenz scheiterte...
Gruesse,
j&l
NEUSEELAND, die Nordinsel. Weiterhin unumstaendliches Reisen in einer wunderschoenen natuerlichen Umgebung. Und wie auf der Suedinsel gibt es ein unglaubliches Angebot an Fun-Aktivitaeten. Neben den ueblichen adrenalinfoerdernden Kicks gibt es hier auch einige, sehr wahrscheinlich einzigartige, Moeglichkeiten, natuerliche Phaenomene zu erkunden. So z.B. eine Kalksteinhoehle, welche, bis 70 Meter tief und mit unterirdischen Fluessen durchzogen, fast an ein Konstrukt aus einem Vergnuegunspark erinnert - so perfekt fuer eine Tour sind die Gaenge ausgelegt und die Hindernisse plaziert.
In Sachen Globalisierung scheint die Welt sich wirklich in alle Richtungen auszutauschen und so war der Film "Lola rennt" in Australien und Neuseeland ein Kinohit und immer wieder sah man junge Leute mit Freitag-Taschen (Zuercher Modeartikel) um die Schulter.
RAPA NUI, die Osterinsel. Eine winzig kleine Insel vulkanischem Ursprungs mitten im Pazifik isoliert. 24 km lang. Das naechste Stueck Land ist 2'000 km entfernt (die Insel wo die Meuterer der Bounty hin flohen). 3'000 Menschen leben heute auf diesem steppigen und verbuschten Eiland - die meisten davon in Hanga Roa, der einzigen "Stadt".
Eigentlich ein abgelegener und recht unspektakulaerer Ort, waere es nicht fuer den Mythos, mit dem die Insel seit ihrer Entdeckung an Ostern des Jahres 1722 die Welt fasziniert und so heute noch 10'000 Touristen in die Leere des Pazifiks lockt. Und in der Tat gehoeren Bilder der wundersamen Statuen (Moais) der Osterinsel irgendwie zum kulturellen Gedaechtnis der westlichen Welt.
Natuerlich lebt auch kein Mythos lange, ohne Raetselhaftes und Mystisches dahinter. Und auch hier hat die Geschichte der Osterinsel seit ihrer Entdeckung dieses geschaffen. Namentlich im Verlust des Wissens und des Handwerkes der Eingeborenen, als um 1850 noch rund 100 Menschen auf der Insel lebten (dies die Folge peruanischer Sklavendeportation, welche, als die Gefangenen nach Protesten in Peru wieder auf die Insel zurueckgebracht wurden, auch Pocken dort einfuehrten). Seit Chile 1888 die Insel annektierte, ist eine Stabilitaet wieder eingekehrt, welche zu der heutigen Situation fuehrte (obwohl bis vor einigen Jahren die Insel an eine britische Gesellschaft verpachtet wurde, welche dort Schafe zuechtete und die Bevoelkerung in Hanga Roa einzaeunte). Somit ist ein fruchtbarer Boden fuer allerlei Mutmassung und Spekulation bezueglich dem Wie und Warum der Moais entstanden. Aber es scheint, als ob langsam einige Theorien mit groesserer Akzeptanz als geschichtliches Wissen aufgefasst werden. So, dass die verschiedenen Clans der Insel um Macht und Ansehen zu gewinnen die Erstellung der Moais einer Gruppe von Handwerkern gegen Nahrungsmittel in Auftrag gaben. Dies ging von ca. 800 n. Chr. bis 1600 n. Chr., als es auf der Insel bald keine Baeume (wurden als Rollen zum Transport der tonnenschweren Statuen verwendet) mehr gab und parallel dazu einige natuerliche Katastrophen die Nahrungsmittelbestaende verknappten. Interessanterweise fuehrten die Clan-Rivalitaeten jetzt zu einer recht ausgepraegten Religion und zu neuen Moeglichkeiten fuer Machtdemonstrationen. Und so wurden alljaehrlich Wettkaempfe im olympischen Stil ausgefuehrt, bei denen die Vertreter der Clans zu einer kleinen Insel schwimmen und von dort ein Vogelei zurueckbringen mussten. Eine ganze Siedlung aus Steinhaeusern wurde zu diesem Zweck an der Kueste errichtet und beherbergte alle Inselbewohner fuer einige Monate im Fruehjahr. Es gibt sogar einen Film von (nicht mit!) Kevin Costner, der dieses ganze Geschehen erzaehlt. Trotzdem gibt es viele Details, welche, je nach Quelle der man glauben will, recht verschieden sind.
Erklaerungsversuche beiseite lassend, erinnert der Anblick dieser Statuen wahrlich an ein surreales Gemaelde. Meist wurden die Moais auf einer Art Plattform (Altar?) nebeneinander aufgestellt und mit einem hutartigen Steinklotz beschmueckt. Diese Plattformen mit bis zu 15 Moais sind auf der ganzen Insel verstreut. Unzaehlige umgefallene oder zerbrochene Statuen sind ueberall zu sehen. Ca. 600 davon, wobei der groesste, stehende Moai 9 Meter hoch ist (obwohl in 1888 alle umgefallen waren und spaeter erst wieder aufgerichtet wurden). Alle Moais stammen von ein und dem selben Vulkan im Osten der Insel. Dort sind noch ca. 400 z.T. unfertige, z.T. "gelagerte" Statuen zu finden. Ein 20 Meter hoher Moai wartet, fast fertig gestellt, nur noch auf die Losloesung von der Felswand. Und allgemein hat dieser Ort am Fusse des Vulkans eine gespenstische Frische, als ob jeden Moment die Handwerker zurueckkehren und ihren Alltag fortsetzen wuerden...
Und wenn man nach einigen Tagen auf der Osterinsel von dem ruhigen und friedlichen Lebensrythmus mitgetragen wird, so kommen einem viele Fragen in den Sinn. So z.B. nach dem Ursprung des Lebens auf dieser Insel. Und wenn einem erklaert wird, dass um ca. 400 n. Chr. eine Auswanderungswelle von Mikronesien aus zur Besiedlung der Osterinsel (und angeblich auch Neuseelands) fuehrte, so schaut man auf das weite Meer hinaus und kann dieses abstrakte Modell nicht ganz fassen und die Frage, wie denn genau dies vorgefallen sein soll, ist immer noch nicht greifbar beantwortet...
Und trotz der vermeintlichen Entmystifizierung gibt es noch viele Tatsachen, die einfach in kein Konzept passen wollen. So ein Altar auf der Insel, welcher von der Beschaffenheit und dem Aussehen her von den Inkas stammen koennte. Oder Statuen in Mexiko, welche eine Assoziation zur Osterinsel nahe legen. Auch die Frage nach der Entwicklung der Rapa Nui Sprache und Symbolschrift (bis heute noch nicht entziffert) auf solch kleinem, total isoliertem Raum hat wohl einige Parallelen zu der allgemeinen Entwicklung dieser Konzepte im Rahmen der groesseren Evolution der Menschheit.
Liebe Gruesse,
j&l