PERU, Land der Inkas. Ein erfrischender Blick in eine Vergangenheit, welche fremd und ohne Bezug zu der europaeischen Kultur ein maechtiges und unverstandenes Erbe hinterliess. Eine Hochzivilisation welche bautechnisches, architektonisches, astronomisches, aesthetisches, medizinisches, chirurgisches (so z.B. Schaedeloeffnungsoperationen), organisatorisches, agrartechnisches Wissen auf den Punkt brachte. Und so trafen die Spanier 1532 ein Reich an, welches von Quito bis Santiago, inklusive Teilen Argentiniens, die verschiedensten Voelker in ein fast perfektes Staatssystem integrierten. Die Religion und die Mythologie der Inkas war ein einfacher Glaube an diejenigen Kraefte, welche Leben spenden und erhalten. Namentlich der Sonnengott und die Mutter Erde, nebst einem Schoepfergott des Universums. Dies erlaubte den Menschen in einem Einklang und einer Verbundenheit mit der Natur zu leben. Nach katholischem Massstab eine primitive, polytheistische Naturreligion und somit bekehrungsbeduerftig. Und auch die Conquistadores hatten von den Inkas nicht viel zu befuerchten, denn in der ersten Begegnung mit ihnen wurde ihr Schicksal schon besiegelt, indem die paar hundert Eroberer ein ganzes Inka-Heer besiegten - mit List, Pferden und Gewehren. Somit stand dem Zerfall des Reiches nichts mehr im Wege und in der Tat wurde Vieles zerstoert und z.B. das viele Inka-Gold (in Form von Schmuck und Tempelausstattungen) eingeschmolzen und nach Spanien gebracht und auch viele Gebaeude abgerissen und/oder Kolonialhaeuser und Kirchen auf ihren Fundamenten errichtet. Dieser Wissensverlust geht zum Leidwesen der heutigen Archaeologen, denn es wird immer offensichtlicher, dass die Inkas Techniken und Fertigkeiten besessen haben mussten, welche, nuechtern gesagt, erstaunlich waren. Um so mehr, wenn man bedenkt, dass die Inkas nur die Spitze eines Eisberges waren, denn vor ihnen gab es mindestens 10 weitere Hochkulturen, deren Urspruenge bis zu Tausenden von Jahren in die Vergangenheit zurueck reichen und dessen Erbe ebenso beeindruckend und unglaublich und unfassbar ist.

Und so wandert man zwischen den riesigen Steinbloecken in Machu Picchu (oder sonst in einem der vielen anderen Inka-Zeugnissen), welche fugenlos-perfekt Jahrhunderte und Erdbeben ueberstanden und man fragt sich wirklich, von wo dieses Wissen und diese Techniken denn entsprangen. Allgemein mag man sich auch wundern, wie alte Kulturen ueber wissenschaftliche Sachverhalte bescheid wussten, bevor die westliche Welt ueberhaupt Wissenschaft betrieben. Oder mag man sich auch fragen, wozu diese sonderbaren und riesigen Tier- bzw. Linienfigurenzeichnungen in der Wueste dienten, welche schon seit ueber Tausend Jahren von der Existenz der Nasca-Kultur sprechen und nur aus der Luft in ihrer Gesamtheit gesehen werden koennen...

Gruesse,

j&l

 

PERU, weitere Sehenswuerdigkeiten: Eine Oase mitten in 20 Meter hohen Sandduenen, wo man in der angrenzenden Wueste millionenjahre alte Wahlfossilien und Haifischzaehnen (d.h. genauer die Zaehne der Vorfahren der Haie) findet.

Eine kleine unbewohnte Insel nahe der Kueste, welche zig Tausende Voegel diverser Spezies (z.T. sehr Seltener), Pinguine, Robben und Seeloewen beherbergt. Frueher war der Export des auf der Insel gesammelten Guanos ein wirtschaftliches Standbein Perus. Interessanterweise ist ganz in der Naehe auf dem Festland eine Zeichnung in den Sand geritzt worden, welche an die Linien von Nasca mahnt. Es koennte ein abstraktes Bild eines Kaktus darstellen. Das Bild ist eines der einzigen Zeugnisse der Paracas-Kultur, welche zur Zeit der Nasca-Aera existierte (und sich sehr wahrscheinlich auch mit deren Kultur austauschte). Jedenfalls ist die Zeichnung ca. 2'000 Jahre alt, 150 Meter gross, aber nur wenige Zentimeter tief in den Sand gestanzt. Was man von den Paracas-Menschen weiss, ist, dass sie seltsame Schaedeldeformations-Praktiken ausuebten, Experten in Schaedeloeffnungsoperationen waren und den halluzinogenen San Pedro Kaktus (Meskalin) zu schamanistischen Ritualen verwendeten.

Im Norden Perus, wiederum an der Kueste, befinden sich die Ueberreste einer weiteren pre-Inka-Kultur (welche spaeter dann auch von den Inkas absorbiert wurde). Es sind Ruinen aus Lehmziegeln, welche vor ca. 600 Jahren eine riesige Stadtanlage waren. Sehr wahrscheinlich war dies eine der groessten Metropolen auf der Welt zu jener Zeit.

Allgemein befindet sich Peru heute in einer wirtschaftlichen Misslage. Als sich das Land 1997 wirtschaftlich und sozial zu erholen schien (u.a. durch Schuldenrestrukturierung und die erhoeten Ausgaben fuer Bildung), setzte eines der schlimmsten El Niño Katastrophen in diesem Jahrhundert (dieses sonderbare Meeresstroemungs-Phaenomen, welches periodisch alle 3 bis 7 Jahre das Wettermuster der Kueste drastisch aendert) Peru wieder um Vieles zurueck. In diesem Zusammenhang sei auch erwaehnt, dass der japanisch-stammige ehemalige Staastpraesident Fujimori das Land verlassen hat und mit ihm Hunderte von Millionen von Dollar. Da fragt man sich wirklich wieso wohl die Polizei in ganz Peru mit brandneuen, riesiegen Toyota-Jeeps ausgestattet ist...

 

 

 

 

EKUADOR, ein kleines, tropisches Land nahe am Aequator. Ein angenehmes Ferienland. Die Staedte sind gepflegt und begruent (im Gegensatz zu Teilen Perus, welche anhand des Chaos und der Unuebersichtlichkeit uns an Asien erinnerten). Die Menschen sind ueberaus hilfsbereit, sich selber und den Gringos gegenueber. Alles scheint ruhig und entspannt zu sein. Auch die Kuestenregion ist gepraegt von dem ueppigen Gruen des Urwaldes - ein angenehmer Kontrast zum Wuestenstreifen, welcher noerdlich von Santiago bis Nordperu die Kueste zeichnet.

Wirtschaftlich hat Ekuador u.a. unter dem neuen Umstand zu leiden, dass die nationale Waehrung zu Gunsten des US-Dollars aufgegeben wurde. Die langfristigen Stabilisierungsmassnahmen muessen noch abgewartet werden, waehrend jedoch kurzfristig die Inflation markant zunimmt (und parallel dazu die Kriminalitaet). Die groessten Noten sind 20$. Somit hat man nach jedem Geldbezug ein zentimeterdickes Buendel Noten.

Ekuador besitzt auch eines der einzigartigsten und von unglaublicher natuerlicher Schoenheit gepraegten Naturregionen der Welt: Die Galapagos Inseln. In ihrer Abgeschiedenheit hat sich dort eine Diverstaet an Leben (Flora und Faune) im Zuge der Evolution entwickelt, welches wie gesagt ein weltweites Unikum darstellt. Um so tragischer, wenn sich in dieser Region eine Oelkatastrophe ereignet. Aber eigentlich gar nicht so verwunderlich, denn die naheliegende Meerespassage, welche die ekuadorianischen Oeltanker regelmaessig befahren muessen (ein Drittel Ekuadors Exporte sind Oel) ist recht schwierig und zudem steht die Frage im Raum, wieviel Sicherheit sich Ekuador ueberhaupt leisten kann. In Santiago machte eine oeffentliche Greenpeace Aktion auf den Umstand aufmerksam, dass sich im dortigen Hafen ein englischer Tanker befand, welcher Plutonium-Brennstaebe von Japan nach Frankreich zur Wiederaufbereitung bringen soll. Dies wiederum via einer schwierigen Meerpassage im Sueden Chiles. Die Auswirkungen einer Plutonium-Katastrophe sind wohl gar nicht voraussagbar oder fassbar. Es gibt kaum einen gefaehrlicheren Stoff (radioaktiv und hochgiftig). Trotzdem wird dieses Risiko von internationalen Konzernen kuehl in Kauf genommen, ohne dass dabei irgendeine Instanz oder ein Gremium darueber befinden kann oder die Oeffentlichkeit bescheid weiss. Erneut ein Beispiel, wo oekonomische Logik fern von langfristigem, nuetzlichem oder sinnvollem Denken ist. In diesem Zusammenhang sei noch die tragische Tatsache erwaehnt, dass der US-Praesidnt G. Bush ein riesiges und unberuehrtes Naturreservat in Alaska zur Oelfoerderung freigegeben hat.

Man wird an die Worte eines indianischen Haeuptliges erinnert, welche besagen, dass der weisse Mensch erst in jenem Moment, wo alle Waelder abgeholzt und alle Fluesse vergiftet sind, realisieren wird, dass man Geld nicht essen kann. Hoffentlich keine prophetischen Worte, denn rueckblickend auf die Geschichte war schlussendlich jede Hochzivilisation letzten Endes vom Untergang gepraegt. In der Mythologie der andinen Urbevoelkerung Suedamerikas existieren verschiedene Zeitalter oder Zyklen, die, wie auch in Asien oder in der westlichen Kultur, von grundlegenden Muster sprechen. Und so ist im Moment das Ende eines 1'000-jaehrigen Zykluses im Gange, welcher durch das Erwachen des alten Wissens dieses Kontinents gekennzeichnet ist und parallel dazu den Verfall der herrschenden (modernen) Strukturen bringt.

Und es geht noch weiter: Im "Stern" (Ausgabe Januar) war folgendes zu lesen: "Unser Weltbild war noch nie so atomisiert wie heute. Nichts ist mehr heilig, nichts steht fest. Und daher versuchen wir den Boden unter den Fuessen zu finden, indem wir zugucken, wie andere sich bemuehen, mit dieser verrueckten Welt klarzukommen." Und in der Tat scheint dem modernen Menschen heute v.a. Perspektive und Kontext zu fehlen. D.h. einerseits der Ausblick auf geschichtliche und geographische Zusammenhaenge (trotz unserem hohen Niveau an allgemeiner Schulbildung und ironisch in einer Zeit, in der unsere Technologie die Welt allumfaenglich vernetzt und zum "globalen Dorf" macht) und andererseits ein religioeser/spiritueller Bezug (Sinn?) zum Leben, dem Tod und der Realitaet in der wir tagtaeglich aufwachen. Und so lebt man heute meist in kleinen, unmittelbaren "Realitaets-Blasen", durch Hektik und materielle Sorgen von den groesseren Zusammenhaengen abgelenkt, ohne das Verstaendnis (oder das Interesse?) der Mechanismen, welche aus gestern heute werden lassen und die Welt so erscheinen laesst wie sie ist.

Und schlussendlich koennte man Egoismus als die kleinstmoegliche Perspektive definieren, welche sich nur auf sich selbst bezieht. Als Beispiel fuer religioese Bezuege seien buddhistische oder hinduistische Laender erwaehnt, in denen der Kontext zum Leben und dem Tod so kraft spendend ist, dass sie trotz den extremsten Umstaenden ein Laecheln auf den Lippen und einen kleinen, strahlenden Funken im Auge haben. Und im Kontrast dazu findet man die suedamerikanische Urbevoelkerung in einer recht traurigen Gemuetsverfassung vor, denn ihnen wurde ihre eigene Verbundenheit zu den Dingen durch ein fremdes, abstraktes Glaubenskonstrukt ersetzt, welches von den Eroberer indoktriniert wurde und somit kraftlos ist, leid zu ueberwinden.

Hoffentlich koennen sich die Dinge aendern, bevor es fuer Vieles zu spaet ist. Denn schlussendlich sind wir es, welche die Welt (ver-) formen, da wir die meisten Ressourcen brauchen, das meiste Kapital besitzen, die Macht haben und sehr viel Abfall produzieren. Wenn ein Paradigmawechsel noetig ist, dann bei uns. Und dieser faengt bei jedem Einzelnen selber an...

Denn ein Feuer entfacht das Nächste.

Herzliche Gruesse,

j&l

 


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